Schon in grauer Vorzeit verständigten sich die Jäger mit einstimmigen Signalen aus einem Horn von einem Stier-, Ochsen- oder Elefantenzahn – auch Urhorn oder „Olifant“ genannt – und waren bis ins hohe Mittelalter mit gleich hohen Tönen in unterschiedlicher Tondauer im Einsatz.
Im 16. Jht. haben dann Metallhörner die Tierhörner abgelöst, bei unterschiedlicher Rohrlänge, Handlichkeit und musikalischen Möglichkeiten. In der Zeit von 1630 bis zum Ende der Herrschaft von Ludwig XVI. hatten diese Jagdhörner bei den höfischen Parforcejagden und seinen Festen ihre Blütezeit. Die Parforcejagd ist eine Form der Hetzjagd, die bereits bei den Kelten bekannt war. Man nannte die verwendeten Jagdhörner damals wie heute Parforcehörner. Viele der bei den Jagden geblasenen Fanfaren und Musikstücke wurden uns überliefert.
Da es großwindiger war, mit 4.50 m Rohrlänge auch über der Schulter getragen werden konnte, spielte das größere Gewicht keine Rolle und die Hände waren beim Reiten frei. Aufgrund der größeren Rohrlänge war es auch möglich, einen größeren Ausschnitt aus der Naturtonreihe zu blasen.
Im 19. Jht. wurde das große Horn aus dem Jagdbetrieb in Deutschland verdrängt, die Parforcejagden wurden verboten. Erst nach 1970 hat es sich in Deutschland und den Nachbarländern wieder durchgesetzt, hier als Parforcehorn in ES/B, während es in Frankreich ohne Unterbrechung bis zum heutigen Tag als „Trompe de Chasse“, aber im Grundton D gestimmt, im Einsatz ist. Auf dem Instrument in B sind mindestens 12 Naturtöne spielbar, in Es sind es mindestens 16.
Heute in Deutschland durchgeführte Parforcejagden werden auf einer Kunstschleppe – künstlich gelegte Wildfährte, auf die die Hundemeute angesetzt wird – ausgeführt. In dieser Form stellt die Reitjagd für Reiter und Pferde oft eine sportliche Herausforderung dar und ist gleichzeitig ein Zuschauermagnet.
Der Bürger erhielt das Jagdrecht und bevorzugte als „Jäger zu Fuß“ aus praktischen Gründen das kleine Signalhorn, ab 1880 das Fürst-Pless-Horn. Benannt wurde das Fürst-Pless-Horn nach Hans Heinrich XI., Fürst von Pless, dem Oberstjägermeister unter den Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm II., der zu seiner Verbreiterung wesentlich beitrug. Eingang fand es in das Waidwerk über die Jäger- und Schützeneinheiten des deutschen Bundesheeres. Die im Heer dienenden Förster und Berufsjäger nahmen es mit ins Zivilleben, ebenso wie manches militärische Signal, das zum Jagdsignal umgewidmet wurde.
Das Fürst-Pless-Horn blieb bis in unsere Tage erhalten. Mit einer Rohrlänge von ca. 1,50 m und einem Tonumfang von 5 Naturtönen bietet es die Möglichkeit, einer einfachen, aber einprägsamen Melodiengestaltung.
In der frühen Barockzeit wollte man dem Horn eine umfangreichere musikalische Verwendungsmöglichkeit geben. Unterstützt von den Komponisten der Klassik und Romantik, die das Jagdhorn gerne in bereits blühende Orchestermusik einfügen wollten, wurden die Modelle entwickelt, mit denen außer den Naturtönen auch andere Töne erzeugt werden konnten. Etwa um 1820 wurde der entscheidende Schritt mit dem Einbau von Ventilen in das große Horn getan. Damit konnten die Hörner auch alle Zwischentöne blasen, das Konzert-Waldhorn war geboren, die musikalische Trennung von Jagdhorn und Konzerthorn war vollzogen.
Aber die Entwicklung bei den reinen Jagdhörnern blieb nicht stehen. So hat sich die Jagdmusik vom Signalblasen zur konzertanten und sogar zur virtuosen Jagdmusik weiterentwickelt und findet besonders beim Gruppenblasen mit Fürst-Pless-Horn (auch mit Ventilen ausgestattet) und Parforcehorn seinen positiven Niederschlag. Die Ausrichtung einer Bläsergruppe, mit all ihren Chancen der Klangfülle, liegt also in der Kombination von kleinem und großem Horn.